Uni-Logo

Forschungsprojekt „Interkulturalität und Transkulturalität“

Es geht mir seit 1973 um die Interaktion zwischen Angehörigen verschiedener Kulturen in Geschichte und Gegenwart, insbesondere im Kontext der europäischen Expansion und der christlichen Mission (vgl. meine Untersuchung "Gelenkter Kulturwandel im 17. Jh." 1976/1997). Dabei kommt es heute im Zeichen der "kulturellen Globalisierung" mehr denn je auf Gruppen transkultureller Orientierung und transkulturelle Phänomene an. Im Augenblick handelt es sich um folgende Vorhaben mit deren Verästelungen:

a) Im Rahmen der Kolleg-Forschergruppe "Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive" soll die mögliche individualisierende Wirkung der christlichen Mission untersucht werden, aber zugleich mit der Gegenthese, dass in allen Religionen und Weltanschauungen individualisierende Richtungen mit autoritären konkurrieren. Eine internationale Konferenz zum Thema mit 85 Teilnehmern aus fünf Kontinenten, die zusammen mit Antje Linkenbach und Martin Fuchs vorbereitet und geleitet wurde, hat vom 25. bis 28. April 2012 in Erfurt stattgefunden. Die Veröffentlichung der Ergebnisse ist geplant.

b) Die fünf Pfade der abendländischen Hermeneutik. Hier geht es um die Leitung (zusammen mit Peter Walter, Freiburg) eines Projekts der Gerda Henkel Stiftung am Max-Weber-Kolleg, in dem Meinrad Böhl, Matthias Jung und Magnus Schlette ein zur Hälfte bereits erarbeitetes Handbuch der abendländischen Hermeneutik in den Bereichen Literatur / Bibelexegese / Rechtsauslegung / Geschichtsschreibung / Philosophie fertig gestellt haben. Unter dem Titel "Hermeneutik. Die Geschichte der abendländischen Textauslegung von der Antike bis zur Gegenwart" soll das Buch 2013 erscheinen. Dieses Werk gehört in den Zusammenhang von Interkulturalität und Transkulturalität, insofern es gezielt den Ausgangspunkt für ein groß angelegtes, bislang von Michael Friedrich, Hamburg, geleitetes Vorhaben darstellen soll, das sich die vergleichende Untersuchung jüdischer, abendländischer, islamischer, hinduistischer, buddhistischer, konfuzianischer und japanischer Textkulturen vorgenommen hat. Als Zwischenbilanz dieses Gesamtprojekts wurde am Max-Weber-Kolleg bereits das Buch "Sakrale Texte" (Arbeitstitel "Textkultur und Lebenspraxis") erarbeitet.

c) "Geschichte der Welt, Bd. 3: Weltreiche und Weltmeere" 1350-1750. Der Band wird nach fünf großen Kulturregionen gegliedert. Sein Schwerpunkt liegt auf kultureller Interaktion zwischen und natürlich auch innerhalb von diesen, denn sie werden nicht als homogene "Kulturkreise", sondern als Netzwerke intensiver Binneninteraktion betrachtet. Diese Intensität unterscheidet sie von ihrer Umwelt, mit der sie jedoch ebenfalls interagieren. Neben dem eigenen Beitrag "Europa und die atlantische Welt" und der vergleichenden Einleitung obliegen mir Bandherausgabe und Autorenbetreuung.

d) Kolonialreiche: Eine Neubearbeitung der "Geschichte der europäischen Expansion", jetzt in einem Band neu organisiert ähnlich wie die "Kleine Geschichte des Kolonialismus". Dabei ist zentral nach wie vor der Aspekt des Kulturkontakts in den verschiedenen Erdräumen. Neu ist die stärkere Berücksichtigung der Aktivitäten der "Anderen" unter dem Gesichtspunkt der Aneignung und der kulturellen Globalisierung, neu die Auffassung des Kolonialismus als bloße Variante von Reichsbildung und Reich, einschließlich des Problems von von Reichen in der Gegenwart. IT-Vorarbeiten dafür wurden am Max-Weber-Kolleg bereits geleistet.

 

Benutzerspezifische Werkzeuge